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27. Mai 2020Erfolgreiche Abiturientinnen und Abiturienten am Gymnasium Weikersheim – besser als im Landesvergleich
27. Juli 2020Corona-Lockdown und Corona-Lehren: Rück- und Ausblick
Die Kinder und Jugendlichen waren noch nie so froh über die Schule
Text: Inge Braune / ©Bild: Inge Braune
Fünf Schulen – fünf mal ein Blick zurück und nach vorn. Wie sind die Lehrerkollegien, die Schülerschaft, die Eltern und die Schulfamilie insgesamt mit dem Unterricht unter ganz neuen Bedingungen klargekommen? Und wie geht‘s in und nach den Ferien weiter? Inge Braune hat nachgefragt.
Der Lockdown Mitte März: für alle war das ein Schock. Aus vollem Lauf auf Null und Alternativen suchen: eine Herausforderung ersten Grades.
Im Weikersheimer Gymnasium bildeten die Lehrer Digitalteams, schalteten sich zu Videokonferenzen zusammen, entwickelten Unterrichtsmaterialien zum Download. Viele, aber nicht alle, waren auch vorher schon digital unterwegs. Die anderen landeten wie Nichtschwimmer im Strudel unverhofft in einem reißenden Digitalfluss. Dank gegenseitiger Unterstützung – auch aus der Schülerschaft, die als „digital natives“ ihren Lehrern, zumindest teilweise noch Digitalwelt-Einwanderer, oft etliche Schritte voraus waren – meisterten die Gymnasiallehrer den Schritt.
Die Bewältigung der digitalen Herausforderung machte manch tradierte Grenze zwischen Lehrenden und Lernenden durchlässig, man lernte sich auf neue Weise kennen, entdeckte gegenseitig Zusatztalente, so Schulleiterin Christiane Ballas-Mahler.
Vorteil der Gymnasialfamilie in der Lockdown-Phase: fast alle Schülerinnen und Schüler hatten Zugriff auf die entsprechenden Endgeräte, auch, wenn es manchmal nicht ganz einfach war, sich mit Eltern und Geschwistern auf die Nutzungszeiten zu verständigen. Und dann gibt‘s in der Region nicht überall flotte Zubringer zur Datenautobahn, wie etliche Fünftklässler berichten, die seit der Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts in Kleingruppen etwa Mathe mit Susanne Mehring oder Englisch mit Martina Budde üben.
In der Gemeinschaftsschule sah die Sache anders aus: längst nicht für alle, insbesondere in den Grundschulklassen, ist digitales Lernen möglich. Die Lösung hier: bis zu den Osterferien packten die Lehrer Lernpakete und lieferten sie den Familien anfangs oft nach Hause, bis Eltern eigene Abholungen und Weiterleitungen organisierten.
Ganz wichtig sei in der Zeit ohne Schulbesuch der enge Kontakt zu den Familien gewesen, berichten Rektor Peter Pflüger und seine Stellverteterin Gudrun Wolf. Mit Besuchen, E-Mails, via Skype und telefonisch bezogen die Lehrkräfte die Eltern ein, mancher zuvor nur sehr lose Kontakt wurde so merklich intensiver. Der Einsatz der Lehrkräfte: enorm. Und erfolgreich: In den Abschlussklassen haben alle ihre Prüfungen bestanden.
Nur rund 60 Grundschulkinder drücken in Elpersheim an der Astrid-Lindgren-Schule die Schulbank. Rektorin Claudia Ranzinger und ihre vier Kollegen meisterten die Situation gemeinsam mit der Elternschaft. „Alle mussten viel Neues lernen – Lehrer, Eltern und Schüler,“ berichtet sie. Wie an den anderen Schulen machten auch hier alle sofort mit, organisierten etwa in den Oster- und Pfingsferien eine Notbetreuung, wiesen in die Benutzung der von der Kreismedienzentrale entliehenen Endgeräte ein und schafften es so, Lernrückstände zu vermeiden.
Wie glücklich die Kinder waren, endlich wieder in die Schule gehen zu dürfen, lässt sich kaum beschreiben, auch wenn anfangs immer nur zwei der vier Klassen im wöchentlichen Wechsel kommen durften. Vier getrennte Ein- und Aufgänge ermöglichten bei zeitversetzten Pausen nach den Pfingstferien den Coronabetrieb für alle vier Klassen. Nach den Sommerferien hoffen alle auf wieder regulären Unterricht, auch in Sport und Musik. „Sport müssen wir wegen der fehlenden Turnhalle ohnehin draußen oder in der Pausenhalle machen,“ das sollte in Elpersheim also funktionieren.
Noch kleiner ist die Kraft-zu-Hohenlohe-Schule. Martina Kuhn leitet das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum. Der Lockdown traf „wie kaltes Wasser“, denn für die derzeit rund 40 Schülerinnen und Schüler ist enge Betreuung und individueller Unterricht essentiell. Auf Digitalunterricht konnte diese Schulfamilie nicht setzen.
Durch intensivierten Kontakt fühlten sich die Familie sehr gut betreut und gaben tolle Rückmeldungen. Dennoch ist manch längst Gelerntes in Vergessenheit geraten. Bis zu den Sommerferien ging es erst einmal darum, die durch die Pause veränderten Gewohnheiten und die Lernhaltung wieder aufzubauen. Manche, berichtet die Schulleiterin, seien während des Lockdowns sehr einsam gewesen, Kontakte, Bewegung, Erfahrungen draußen fehlten ihnen besonders. Entsprechend groß war die Freude, als zumindest eingeschränkter Schulbesuch wieder möglich war. Sie kamen verändert zurück, mit großem Gesprächsbedarf, dem Bedürfnis nach Entlastung durch Erfahrungsaustausch und Faktenwissen über Corona. Und sie genossen es, neben dem teilweise draußen stattfindenden Unterricht im Gartenprojekt wieder die Hochbeete zu pflegen. „Wir Lehrer haben unser Gartenhäusle und das Backhäusle wieder sehr schätzen gelernt.“
Dass während des Lockdowns auch der Sonderpädagogische Dienst des Beratungszentrums lahm gelegt war, macht Martina Kuhn Sorge. Sie kann nur hoffen, dass Kindern, die Förderung brauchen, diese auch ohne langwierige Testverfahren und die übliche ausgiebige Beobachtung ermöglicht wird.
Marcus Braun von der Außenstelle der Bischof von Lipp Schule freut sich, dass alle Prüflinge auch unter Corona-Bedingungen ihre Prüfungen bestanden haben, einer sogar um eine Note besser als erwartet. Für die 20 Schüler – nur ein Mädchen ist darunter – gab es dank großer Räume und dem ohnehin in Kleingruppen organisierten Unterricht nur drei Lockdown-Wochen. „Am wichtigsten wäre, dass wieder Sport möglich ist, besonders Schülern mit ADHS fehlt die körperliche Betätigung.“
An allen fünf Schulen hat sich viel getan: Die Schulfamilien sind enger zusammengerückt. Bei Schülern und Lehrern ist der Teamgeist gewachsen. Viele Schüler sind selbständiger geworden, auch Fünftklässler organisierten ihren Lerntag eigenständig und unterstützten sich gegenseitig. Alle haben eine Menge dazu gelernt. „Wir sind jetzt vorbereitet und können schnell flexibel reagieren, wenn es nach den Sommerferien erneut zu Lockdowns kommen sollte“, fasst Claudia Ranzinger zusammen, was die Kollegien an allen Schulen betonen. Trotz aller Erfolge mit Online-Unterricht sei der kein Ersatz für den Präsenzunterricht, betonen Lehrer und Schüler. Martina Kuhn bringst das auf den Punkt: „Lernen geht über den persönlichen Kontakt.“