Jugendlichen aller Religionen und Kulturen sollte die Gelegenheit gegeben werden, außerhalb des schulischen Rahmens miteinander ins Gespräch zu kommen. Das Demokratiezentrum Baden-Württemberg, das Jüdische Museum Creglingen, die Ökumenische Flüchtlingshilfe Main-Tauber Kreis und die Jugendhilfe Creglingen veranstalteten als Kooperationspartner dieses Seminar am 19.01.2019 im Main Tauber Institut in Creglingen.
Insgesamt haben sich 20 Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Schulen, darunter auch das Gymnasium Weikersheim, bereit erklärt, sich an dem Austausch zu beteiligen.
Geleitet werden sollte das Seminar eigentlich von Prof. Barbara Traub (Vorsitzende der israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW), welche leider kurzfristig aus Krankheitsgründen absagen musste. Für sie sprang Sebastian Hobrack, Lehrer an der israelitischen Schule in Stuttgart ein, welcher von Angelika Vogt aus dem Demokratiezentrum Baden-Württemberg unterstützt wurde.
Nach einer herzlichen Begrüßung durch Helmut Wörrlein, dem Vorstandsvorsitzenden der Jugendhilfe Creglingen e.V. lud Angelika Vogt zu der ersten Übung „Tandem der Vielfalt“ ein. Innerhalb von 30 Sekunden wurden bisher fremde Personen aufgerufen, ihr Wertesystem zu reflektieren und sich in den willkürlich ausgewählten Paarungen auf etwas Gemeinsames zu einigen, etwa ein Lied, ein Essen, eine Farbe oder etwa einen besonderen Wert in der Familie. Keine leichte Aufgabe.
In einem Brainstorming zu Themen des Seminartages stellte sich heraus, dass man sich der Unterschiedlichkeit, aber auch der Gemeinsamkeiten der Werte von Kulturen und Religionen widmen wolle. Anhand von zwei exemplarischen Planspielen näherte man sich der Problematik, zunächst mit dem Spiel „Kreuzfahrt“: Nach dem Schaden an einem Kreuzfahrtschiff müssen sich drei Gruppen (Matrosen, Küchencrew und Touristen) in die Rettungsboote begeben. Im Gepäck hat jede Person sechs Werte, die ihm sehr wichtig erscheinen. Im Laufe des Spieles nehmen die Probleme zu. Letztlich kreisen die Aufgaben um die Reduzierung der vorhandenen Rettungsboote und damit auch der Verteilung (Priorisierung) der eigenen oder dann gemeinsam ausgewählten Werte. In der anschließenden Diskussion merkte man, dass die Teilnehmenden sich im Plenum mit ihren eigenen Wertesystemen und denen der anderen auseinander setzen mussten. Dabei wurde ihnen schnell deutlich, dass die Vorstellungen der anderen abweichen können und diese deutlich subjektiv geprägt sind. Das Einüben eines Konsenses war zum Teil nicht sehr leicht und diskutabel.
Im nächsten Spiel „Ninas Geschichte“ wird ein Ereignis vorgestellt, an dem mehrere Personen beteiligt sind. Hier soll nun eine Sympathieliste für die in der Geschichte teilnehmenden Personen erstellt werden. Es entbrannten heiße Diskussionen. Die Teilnehmenden mussten lernen, sich bezüglich des Wertesystems auch in andere Standpunkte hinein zu versetzten und auch hier wieder einen Konsens in Bezug auf Wertigkeiten zu finden. Ausgehend von diesem Spiel entspann sich eine interessante Diskussion über Ethik (z.B.: Dürfen wir mit Hilfe von DNA-Manipulation den perfekten Menschen erschaffen?), religiöse Unterschiede (z.B.: Wie steht es tatsächlich um die Gleichheit von Mann und Frau in der Religion und in der Kultur?) und Verantwortlichkeit in der Runde (Kann eine Gesellschaft mit lauter „ICH“-bezogenen Menschen funktionieren?). Eine Schülerin beendete die Runde mit einem eindringlichen Statement: „Schließlich macht der Mensch den Unterschied!“
Aus Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler war deutlich zu merken, dass noch länger hätte diskutiert werden können und wollen. Die Begeisterung für das Seminar war sehr hoch und eine Wiederholung in dem Setting wurde gewünscht und eingefordert. Zitat eines Schülers: ….“ Ich habe erkannt…meine Werte müssen nicht die des anderen sein…das sollte man akzeptieren….“