Weihnachten im Schuhkarton
4. Dezember 2018Weihnachtsgrüße von der Schulleitung
15. Dezember 2018Anfang Dezember 2018 besuchte uns Philip Schlaffer an der Schule. In Kooperation mit der Schulsozialarbeit des Gymnasiums und dem Demokratiezentrum Baden-Württemberg konnte dieses Projekt durchgeführt werden. In drei vierstündigen Workshops in den zehnten Klassen ermöglichte er einen lebendigen Austausch sowie einen vielfältigen Einblick in sein Leben.
Der Referent selbst lebte und arbeitete im Milieu der Rechten und der Rocker sowie im „Rotlicht“. Sein Leben war dramatisch und voller Wendungen. Durch mehrfache Migration seiner Eltern aus der Bahn geworfen, wurde Philip Schlaffer in seiner Jugend unter anderem zu einer Größe in der harten Szene der Neonazis.
Mit 15 Jahren wandte Schlaffer sich 1994 in Lübeck der rechtsextremen Skinhead-Szene zu und wurde NPD-Mitglied, blieb aber kein Mitläufer. Er stieg zu einem der größeren illegalen Musikimporteure- und Produzenten der rechten Szene auf, betrieb drei Läden in Berlin, Hamburg und Wismar sowie mehrere Tattoo Studios und gründete den Klub „Werwolf Wismar“. 2008 folgte der nahtlose Übergang ins Rocker- und Rotlichtmilieu, er gründete den Motorcycle Club Schwarze Schar MC. Vollmitglied konnte nur werden, wer sich zu „seiner deutschen Herkunft“ bekennt.
Heute ist Schlaffer, der in U-Haft saß und einschlägig verurteilt wurde, für den Verein „Gefangene helfen Jugendlichen e. V.“ mit Sitz in Elmenhorst und den Verein „Extremislos.de“ aktiv und hält Vorträge über sein Leben zwischen Gewaltausbrüchen und Prostitutionsgeschäften. Als Aussteiger bietet er sich auch bei Bildungs- und Präventionsträgern gegen rechts an und spricht als Blogger und Anti-Gewalttrainer über seine verschiedenen Leben sowie seinen positiven Wandel. Mit seiner eigenen Biographie versucht er Schülerinnen und Schüler emotional abzuholen und zeigt Ihnen anhand seines Lebenslaufs auf, dass Extremismus ein Albtraum ist und kein viel versprochener Traum.
Kein Lehrer und kein Sozialarbeiter kann lehren, was Schlaffer durch das Nachzeichnen seines eigenen Lebens, durch die Einordnung der verschiedenen Verkettungen und Ereignisse sowie die negativen Entscheidungen den Schülerinnen und Schülern vermitteln konnte. Mit einer milieunahen Sprache band er die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler, doch es wurde zu keiner Zeit verharmlost. Im Gegenteil: „Ich war zwölf Jahre lang auf Bewährung“, meint Schlaffer. „Ein Witz.“ Wäre er eher ins Gefängnis gegangen, hätte das vielen Menschen Leid erspart.
Folgende Empfindungen und Kommentare gab es von einigen Schülerinnen und Schüler nach dem Workshop:
„Er bezog uns oft in den Vortrag mit ein, sei es durch Fragen oder Rollenspiele. Er gestaltete es sehr spannend.“
„Die ganze Klasse ist der Meinung, dass es ein wirklich interessanter und lehrreicher Tag war und es sich auf jeden Fall sehr gelohnt hat.“
„In einem interessanten sowie packenden Vortrag klärte er uns über die Gründe und Folgen für den Weg in die rechtsextreme Szene sowie den langwierigen Ausstieg auf.“
„Ein trainierter, stark tätowierter, breiter Typ hat uns die verschiedenen Bereiche des Nationalsozialismus näher gebracht. Der 2 auf 3 m Schrank hat uns so grob alles über sein Leben erzählt, die Guten, wie auch die schlechten Dinge. Er konnte gut mit uns reden….“
„…absurdes Leben…da versteht man erst mal was Kriminelle so machen und wie sie denken…eine Parallelwelt…“
„…nicht immer nur Theorie…hier mal die harten Fakten wie dämlich Extremismus ist….“
Weitere Informationen sind hier zu finden:
Der Rote Tisch – 30 Minuten mit Philip Schlaffer (Rechte, Rotlicht & Rocker): https://www.youtube.com/watch?v=BZHP7qLcBms
Youtube Kanal Philip Schlaffer: https://www.youtube.com/channel/UCCcFnVUHZDKDUkghDspBKdQ)
Verein Gefangene helfen e.V.: https://www.gefangene-helfen.de/referenten/philip-schlaffer
Verein Extremislos e.V.: http://extremislos.de